Landessternwarte der Türkei (Tübitak)
Landessternwarte der Türkei
(Nationales Observatorium der TÜBITAK)
Wir nutzten während eines Urlaubs im November 2010 die Gelegenheit, auf Einladung von Prof. Kadir Uluc das Nationale Observatorium der TÜBITAK in der Nähe von Antalya zu besuchen. Der Weg führte uns über zuletzt sehr steile und staubige Pisten hinauf zum Bakırlıtepe, einem streng bewachten Kontrollposten unterhalb des Berges. Die Auffahrt war aber mit dem geländegängigen, bequemen und angenehmen VIP-Fahrzeug des Hotels kein Problem. Selbst unser türkische Fahrer, der uns bei diese Tour bis zum Observatorium begleitete und aus Antalya stammte, war dieser Ort bisher noch nicht bekannt.
Aber zunächst einen kleinen, geschichtlichen Rückblick.
…Die Geschichte der modernen Astronomie in der Türkei beginnt in der Anfangszeit der siner Republik und mit der Universitätsreform in den 1930er Jahren. Die Idee, ein nationales Observatorium einzurichten, kam 1968 zum ersten Mal auf. 1978 wurde das Projekt „Nationales Observatorium“ ins Leben gerufen. 1982 begannen Wissenschaftler überall in der Türkei nach einem geeigneten Standort für ein Observatorium zu suchen. Sie wurden dabei von TÜBİTAK unterstützt, dem „Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung der Türkei“.
Der gesuchte Ort musste über 2000 Meter hoch liegen, die meteorologischen Bedingungen sollten günstig, die Luftfeuchtigkeit niedrig und die Zahl der klaren Nächte hoch sein. Außerdem sollte der Standort nicht zu sehr von atmosphärischen Störungen und heftigem Wind beeinträchtigt sein. Er sollte außerhalb einer Stadt liegen, um nicht der Licht- und Luftverschmutzung ausgesetzt zu sein, durfte aber aus logistischen Gründen auch nicht zu abgelegen sein. Ein nahezu aussichtsloses Unterfangen…
Mehr als fünfzig Wissenschaftler von sämtlichen türkischen Universitäten machten sich an die Arbeit. Sie verbrachten zahllose Tage und Nächte in provisorischen Lagern in den Bergen. Die harten klimatischen Bedingungen verlangten ihnen während der vierjährigen Suche einiges ab. Oft mussten Wasser, Lebensmittel und Ausrüstung kilometerweit auf dem Rücken getragen oder auf Mauleseln transportiert werden.
Auf der Suche nach einem geeigneten Ort: Gefährliche Zwischenfälle in Bozda
„Als wir in Bozdağ nach einem geeigneten Ort suchten, lag auf dem Gipfel Schnee. Es war der 26. April 1984. Unsere zweieinhalb Meter hohe Hütte, die auf einer Höhe von 2200 Metern lag, war unter dem Schnee begraben. Um hineinzukommen, mussten wir einen Gang graben. Wir blieben dort zwei Nächte, aber dann mussten wir los, weil der Schneesturm nicht aufhörte. Wir verirrten uns; dabei stürzte ich ziemlich tief und verletzte mich an den Knien. Ich wäre fast gestorben. Meine Freunde konnten mich nur retten, indem sie mir Seile hinunterwarfen. Und das war nur ein Zwischenfall…“, so Prof. Dr. Zeynel Tunca, Universität Ege, Fakultät für Astronomie.
1986 fand die Standortsuche schließlich ein Ende: Das nationale Observatorium sollte in der Nähe von Antalya errichtet werden. Mit Unterstützung des TÜBİTAK wurde 1992 auf dem Bakırlıtepe im Bey-Gebirge mit dem Bau des Nationalen Observatoriums begonnen. Die Konstrukteure reisten ins Ausland, um Knowhow zu erwerben. Die Bauweise wurde festgelegt. Zuerst wurde eine Straße angelegt und der Berg an die Stromversorgung angeschlossen.
Über die Herstellung der Materialien.
„Bis auf die Kuppel kam alles von hier. Als wir unsere Ausrüstung aufgestellt hatten, wählten wir gleich diesen Platz als Standort für das große Teleskop. Diesen Teil haben wir dann als erstes gebaut. Alles wurde in der Türkei entworfen und hergestellt. Die Kuppel kam aus dem Ausland, aber alles andere wurde hier hergestellt“, so Prof. Dr. Zeki Aslan, Ehemaliger Direktor des Nationalen Observatoriums, TÜBİTAK.
In 2500 Metern Höhe gab es kein Wasser für die Baustelle und die Architekten und Ingenieure hatten keinerlei Erfahrung mit den harten Bedingungen im Winter. Wissenschaftler begleiteten und unterstützten die einzelnen Bau-Etappen und lebten monatelang zusammen mit den Ingenieuren und Bauarbeitern in Zelten und Hütten.
Die Federführung übernahm ab 1992 das Staatliche Planungsamt. Die rechtliche Gründung erfolgte im Jahr 1995, der erste Direktor war Zeki Aslan. Die endgültige Inbetriebnahme der Sternwarte erfolgte dann am 5. September 1997 mit einer feierlichen Eröffnung in Anwesenheit des Staats- und Ministerpräsidenten.
Einige Bilder vom Besuch des Observatoriums der TÜBETAK bei Antalya am 4. November 2010.